Der gebürtige Russe Kirill Mikhailov spielt seit 2017 professionell CS:GO. Bekannt unter seinem Gamer-Spitznamen Boombl4, hat Kirill bereits in Teams wie Winstrike und Elements Pro Gaming gespielt, bevor er Mitte 2019 NAVI beigetreten ist.
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Hallo alle zusammen! Heute haben wir Boombl4 als unseren Ehrengast bei uns. Wir hatten ein paar Fragen an ihn, um ihn besser kennenzulernen. Legen wir los!
Boombl4! Fans sprechen deinen Spitznamen oft falsch aus, vor allem Englischsprachige. Erklär uns doch, was dein Nickname bedeutet, sowohl für dich selbst als auch generell.
Also, er bezieht sich auf bestimmte Momente der Wut in League of Legends. Ich habe da mal drüber gesprochen und dann hat mich jemand so genannt. Und es hat mir gut gefallen, also habe ich es zu meinem Spitznamen gemacht. Inzwischen ist es gewissermaßen zu meiner Marke geworden. Viele können ihn nicht aussprechen, weil sie den russischen Buchstaben ‚ы‘ nicht kennen. Stattdessen sehen sie ein ‚b‘ und ein ‚l‘. Ich habe schon einige Variationen meines Spitznamens gehört.
Kannst du einige von ihnen nennen?
Bumblebee, Bombich und so weiter.
Na ja, die klingen auch okay. Du kannst sie verwenden, wenn dich dein jetziger einmal langweilen sollte. Du bist jetzt seit fast fünf Jahren Profi-Gamer. Erzähl uns, was du in diesen fünf Jahren so durchgemacht hast. Wie hat sich dein Spiel verändert? Wo stehst du damit jetzt? Und wo hast du angefangen?
Na ja, es ist schwer, das alles zu erklären. Anfangs habe ich einfach tonnenweise Zeit mit Spielen verbracht. Dann kam ich in mein erstes Team. Es war ein langer Weg: Zunächst war ich nur ein gewöhnlicher Spieler, dann habe ich mich als Kapitän versucht. Dann kam ich in mein aktuelles Team und wurde dort auch zum Kapitän. Ich musste durch einiges durch.
Was waren die wichtigsten Höhen und Tiefen, die du nennen kannst?
Also, die Höhen: Das erste Hoch war, als mein erstes Team es bei einem Major unter die Top 5 bis 8 geschafft hat [Team-Rangliste]. Und dann gab es zwei große Turniere, die ich mit dem aktuellen Team gewonnen habe.
Eins davon war eine LAN in Katowice. Das war einer der coolsten Momente meines Lebens, weil es das erste LAN-Turnier mit großen Preisen war, das ich gewonnen habe. Wir haben dort auch einen Pokal bekommen, obwohl leider keine Fans in der Arena waren. Es war aber trotzdem großartig. Und dann war da das BLAST-Turnier, das wir online gewonnen haben. Also, das sind sicherlich die bisher coolsten Momente meiner gesamten Karriere. Und zu den Tiefen, na ja, die waren immer da. Das geht jedem Team so, wir sind da keine Ausnahme. Manchmal waren unsere Ergebnisse nicht gut. Wir müssen eben weiter trainieren und uns weiterentwickeln.
Hat sich etwas an dir, deinem Spielstil oder deiner Einstellung zum Spielen über die letzten fünf Jahre geändert?
Sicherlich. Je mehr man spielt, desto besser versteht man, wie man handeln muss. Man lernt von seinen Fehlern. Jeder Turnier- oder Trainingstag ist eine neue Erfahrung. Und man verbessert sich jedes Mal.
Wenn du in der Zeit zurückreisen und dir selbst einen Rat geben könntest, darüber wie du spielst, wie du dich mit deinen Teamkollegen verhältst oder nur über das Leben generell, was würdest du sagen?
Ich würde mir wahrscheinlich raten, mein Spiel am Anfang meiner Karriere mehr zu analysieren, um schneller gute Ergebnisse zu erzielen. Damals habe ich nie viel über Teamwork und solche Dinge nachgedacht. Ich habe natürlich verstanden, dass es wichtig ist, aber ich habe mein Spiel trotzdem um meine individuellen Handlungen aufgebaut. Um ein höheres Level zu erreichen, muss man sein Spiel analysieren und Makro-Gameplay verstehen.
Na ja, wahrscheinlich verstehen das nicht alle jungen Spieler, es ist Teil ihrer Entwicklung. Also ist es okay. Wie ist es, bei NAVI zu spielen, im Vergleich zu anderen Teams? Du hast wohl nicht zu viel Erfahrung darin, Teams zu wechseln, aber ein wenig ja schon.
Na ja, ich war bei drei Teams: EPG, QBF und Winstrike, dem ich bei der Zusammenfindung geholfen habe. Aber hier bei NAVI ist es echt cool, weil die stärksten Spieler der CIS hier sind. Sie haben schon viele Turniere gespielt und manche von ihnen gewonnen, aber auch in einigen Finalen von Majors verloren. Sie haben einen ganzen Haufen Erfahrung. Deswegen war ich sehr glücklich, als ich hierherkam. Anfangs hat mir Denis [„electronic“ Sharipov] sehr geholfen. Als ich dem Team beigetreten bin, habe ich ein paar Dinge vorgeschlagen und er hat mir gesagt, warum sie in diesem Moment nicht funktionieren würden. Manchmal hat er sich über mich lustig gemacht, aber das hat mir geholfen, mich zu verbessern und das Spiel besser zu verstehen. Also ja, im Grunde sind die besten Spieler hier, die das Game besser verstehen als alle anderen. Deswegen ist es cool, hier zu sein.
Erzähl uns von deiner Rolle als In-Game-Leader. Es ist schließlich eine Rolle mit viel Verantwortung. Wie kamst du dazu? Was ist es, das dir an dieser Rolle zusagt?
Ich wollte ein Kapitän werden, nachdem mein zweites Team (sic), Winstrike, bei einem Major 0-3 verloren hatte. Während unserer Spiele dort hatte ich das Gefühl, zu wissen, was wir hätten besser machen können. Aber zu der Zeit war ich nur ein Spieler. Nach einer solch harten Niederlage wollte ich die Rolle des Kapitäns ausprobieren. Ich war daran interessiert, und, ich weiß auch nicht, so hat das alles angefangen. Und danach mochte ich es. Generell, die Verantwortung? Na ja, das Team zu koordinieren und zu leiten. Ich muss alle Details mit einbeziehen, die Meta tracken, das Team auf Turniere vorbereiten. Im Grunde habe ich eine ganze Palette an Aufgaben.
Was macht dir an der Rolle am meisten Spaß? Was sind die Vorteile?
Ich würde sagen, dass es eine Rolle ist, die einem wirklich hilft, sich als Spieler weiterzuentwickeln, weil man versteht, was auf der Map passiert und so. Und das hilft einem auch persönlich. Und was magst du? Ich weiß nicht. Vielleicht, dass ich das Team leite. Ich weiß, dass ich niemals aufgebe, und das bedeutet, ich kann das Team bis ans Ende pushen. Ich weiß auch nicht, ich mag es einfach.
Kannst du die wichtigsten Eigenschaften eines Weltklasse-In-Game-Leaders nennen? Vielleicht schauen ein paar Gamer zu und fragen sich „kann ich ein In-Game-Leader werden?“ Und du würdest sagen, „wenn du diese und jene Eigenschaften hast, ist es möglich.“
Na ja, man muss sehr intelligent sein und einen starken Charakter haben, damit man dem Team im richtigen Moment etwas sagen kann. Man braucht ein hohes Level an Führungskompetenz und außerdem auch analytisches Denkvermögen. Und, na ja, man muss hart arbeiten. Führungskompetenz und harte Arbeit – das sind die zwei wichtigsten Dinge.
Welche Probleme hast du aktuell mit deinem Team und wie planst du, daran zu arbeiten?
Ich würde es wohl nicht als Problem bezeichnen, aber unsere Aufstellung wurde für die nächsten zwei Turniere erneuert. Wir müssen am Map-Pool arbeiten und Maps spielen, die [das neue Teammitglied] Valera [Valeriy „B1T“ Vakhovskyi] noch nicht gespielt hat. Es ist schwer, sagen wir, über sechs Maps auf einem hohen Level zu bleiben. Also ist das Problem wirklich Zeitmangel und ein Map-Pool, der nicht der beste ist. Aber wir versuchen, uns auf die nächsten Turniere vorzubereiten – DreamHack und RMR – und uns Maps einzuprägen, daran zu arbeiten, sie im Kopf durchzuspielen und Maps zu spielen, auf denen wir am meisten trainieren.
Das klingt kompliziert, aber ich wünsche dir bei dem harten Prozess viel Glück, und danke für deine ehrlichen Antworten!
Sehr gern geschehen.
Lass uns nochmal von vorne beginnen und uns neu kennenlernen. Erzähl, wie hat deine Leidenschaft für Videospiele angefangen?
Ja, ich weiß auch nicht. Schon seitdem ich ein Kind war, habe ich es geliebt, PlayStation zu spielen. Dann hat mein Onkel einen Computer gekauft und ich habe es immer geliebt, CS 1.6 zu spielen.
Damit hat alles begonnen. Und dann wurde es eine lebenslange Sache, auch als ich studiert habe. Als Kind habe ich es geliebt, draußen zu spielen, aber dann haben sie meinen Lieblingsspielplatz abgerissen, auf dem ich immer Fußball gespielt habe. Danach habe ich angefangen, viel Videospiele zu spielen.
Siehst du, diese Menschen haben eine wichtige Rolle in deiner E-Sports-Karriere gespielt! Und genau darüber handelt auch meine nächste Frage: Wann war der Moment, an dem du entschieden hast, Pro Gamer zu werden?
Als ich CS:GO heruntergeladen habe, ich weiß nicht, da habe ich es für etwa ein Jahr gespielt, vielleicht 2.000 oder 3.000 Stunden. Dann habe ich von professionellen Teams, Turnieren und Reisen erfahren, und ich so, „wow, das ist ja interessant.“
Ich wollte es ausprobieren und sehen, ob ich das Level erreichen könnte. Und das war’s. Ich habe dann angefangen, dem Spiel sehr viel Zeit zu widmen und habe mein Bestes gegeben.
Und was war das Schwierigste an der Umstellung von Amateur- zu Pro-Gaming?
Na ja, dass man Leute finden muss, die einen in ihrem Team spielen lassen, wenn man gerade erst angefangen hat. Ich meine, man braucht Leute, die einem helfen, sich weiterzuentwickeln und sowas.
Weil bei meinem Niveau zu der Zeit hatte ich keine Ahnung davon, was ich tun musste und wie ich mich verbessern könnte. Ich hatte mich auf mein Einzelspiel konzentriert, das war‘s. Also habe ich immer nach Leuten gesucht, die mir mit dem Team-Aspekt des Spiels helfen konnten, und Leute, die mir helfen konnten, mich einfach als Spieler generell weiterzuentwickeln.
Kannst du dich an dein schwierigstes Match erinnern? Nicht zwingend bei NAVI, einfach das schwierigste Match in deiner Karriere, das härteste Match deines Lebens.
Also, ich würde sagen, das schwierigste Match – ich meine, das mental härteste für mich – war, als ich es zum ersten Mal in die Playoffs eines Majors geschafft habe –
Das Viertelfinale nach NAVI?
Und wir sind NAVI begegnet, ja. Und dann haben wir im Viertelfinale gegen sie gespielt, und wir hatten schon unser erstes Spiel im Turnier gegen sie gespielt und verloren. Und wir wussten, dass sie uns als schwache Spieler sahen. Ich meine, aus offensichtlichen Gründen, weil wir alle Gegner in den Best-of-1-Spielen mit reiner Willenskraft besiegt hatten. Und dann, ich weiß auch nicht, waren wir einfach wirklich in der Stimmung, zu gewinnen, aber dann begann das Match und wir haben gemerkt, dass wir auseinandergenommen wurden. Das war schwer, zu verdauen.
Soweit ich mich erinnern kann, hat [NAVI-CS:GO-Spieler] flamie [Egor „flamie“ Vasilyev] einen neuen Kill-Rekord aufgestellt.
Ja, ja, das war ganz schön hart. Es hat sich so angefühlt, dass ganz egal, was wir gemacht haben, wir überboten wurden.
Hättest du dir damals vorstellen können, dass du einmal selbst NAVI beitreten würdest? Hast du darüber nachgedacht?
Damals habe ich davon geträumt, im selben Team wie Egor – flamie – zu spielen. Generell habe ich mich sehr zu NAVI hingezogen gefühlt, weil es die beste Organisation war mit den besten Spielern, die an allen Turnieren gespielt haben. Da wollte ich von Anfang an hin.
Kannst du deinen besten Teamkollegen nennen, einen, mit dem du die beste Synergie hattest? Und wer war dein, na ja, bester Gegner? Die Person, gegen die es am schwersten war, zu spielen, die du aber respektiert hast.
Mein bester Teamkollege aller Zeiten… Weißt du, da gab es mehrere, da kann ich wirklich nicht nur einen auswählen. Also, es ist schwer zu sagen. Bei QBF war Kvik [Aurimas „Kvik“ Kvakšys] mein bester Teamkollege. Bei NAVI weiß ich nicht, ich spiele mit allen gern. Natürlich war ich immer mit Egor am engsten. Also wahrscheinlich…
Ich glaube, ich habe in einem Interview sogar mal erwähnt, dass flamie einer meiner besten Freunde ist. Also ist es wahrscheinlich er. Und zum schwierigsten… Was war es nochmal?
Gegner. Der beste Gegner, gegen den du je gespielt hast. Ein bestimmter Spieler.
Der beste Gegner… Das müsste wohl Astralis sein. Als ich NAVI beigetreten bin, haben sie jeden dominiert, sie haben alle Turniere gewonnen.
Und wie sieht es mit einem bestimmten Spieler von ihnen aus?
Ich würde sagen, es war schwer, gegen dupreeh [Peter „dupreeh“ Rasmussen] zu spielen, weil, zwischen ihnen allen, ist er der –
Waghalsigste?
Genau, waghalsig. Ich meine, sie haben ihre Systeme und all das, aber manchmal hat er etwas einfach aus dem Nichts gemacht, und das hat mich genervt.
Er bricht die Regeln.
Ja, ja, ja, so war er. Er konnte mit Granaten vom Ziel entfernt sein. Er war nicht wie die anderen vier Spieler. Also war es am schwersten, gegen ihn zu spielen. Er war einer meiner Lieblingsspieler, als ich angefangen habe, zu spielen.
Macht Sinn. Meine nächste Frage war eigentlich über das beste Team, aber das hast du bereits beantwortet. Es ist Astralis, oder?
Das schwerste Team, gegen das ich gespielt habe?
Ja, der schwerste Gegner.
Na ja, ja. Ich weiß nicht, vielleicht denke ich das, weil ich so eine große Motivation hatte, alle zu schlagen, und sie waren für so lange Zeit dominant. Ich denke, da waren auch schwere Matches gegen andere Teams. Zum Beispiel hatten wir immer einen harten Kampf gegen Vitality. Es gab Matches gegen sie – wie das bei EPICENTER – wo wir die erste Map mit 16:3 gewonnen, aber dann die nächsten zwei mit 16:4 und 16:5 verloren haben. Beste online Spiele gegen sie waren immer sehr interessant, also war Vitality zu der Zeit wahrscheinlich der schwerste Gegner.
Kannst du uns vom lustigsten oder seltsamsten Moment deiner E-Sports-Karriere erzählen, an den du dich erinnerst? Vielleicht eine Story von einer LAN [Turnier] oder einem Bootcamp? Was kommt dir da in den Sinn?
Okay, also ich habe diese Story schon erzählt, aber für mich war das einfach so ein cleverer Schachzug von unserem Coach. Es war bei einem Minor in Rumänien, es war mein erstes Turnier. Wir haben um den zweiten Platz gespielt, was uns auch ins Major gebracht hätte. Das drittplatzierte Team wäre aus dem Turnier geflogen. Wir haben die erste Map verloren, die wir ausgesucht hatten. Dann kam unser Coach und hat gesagt, „Okay, Leute, wir werden verlieren, okay, das verstehe ich. Aber, dass sie uns und unsere Freunde und Verwandten beleidigen…“ Und wir so, „was? Ist es das, was sie uns zurufen?“ Also haben wir angefangen –
Gegen wen habt ihr gespielt?
Team Spirit. Also dann haben wir einfach angefangen, ihnen während der zweiten Map Beleidigungen zuzurufen. Die Turnier-Administratoren kamen sogar zu uns und haben gesagt, sie würden uns disqualifizieren. Und die Jungs von Team Spirit fingen an, zurückzurufen.
Also hatten sie tatsächlich von Anfang an gerufen oder war das nur etwas, was der Coach euch gesagt hat?
Das hat der Coach gesagt, aber wir wussten eigentlich nicht, ob sie das wirklich gemacht haben oder nicht. Aber wir dachten, es stimmt, also haben wir zurück geschrien. Am Ende haben wir sie besiegt, und dann kam unser Coach zu uns und hat gesagt, dass sie gar nicht Beleidigungen gerufen hätten und dass er das nur gesagt hätte, um uns wütend zu machen.
Das ist ja genial. Wer war euer Coach?
Es war iksou [Dmitriy „iksou“ Mikhailichenko].
Ein genialer Schachzug. Hattest du danach Probleme mit dem Teamgeist?
Danach ist es fast zu einem richtigen Kampf gekommen. Wir haben vor der dritten Map eine Pause gemacht und es wurden ein paar Worte mit Nikita [„waterfaLLZ“ Matveyev] ausgetauscht. Und dann im Hotel – Ich hatte keine Ahnung, ehrlich, wahrscheinlich wie alle anderen auch, und ich kann mich erinnern, dass ich mich bei ihnen entschuldigt habe. Ich weiß nicht, ob sie es verstanden haben oder nicht. Aber ich glaube nicht, dass uns das noch jemand nachträgt.
Ich bezweifle, dass sie eure Entschuldigung angenommen haben, denn sie haben es nicht ins Major geschafft, doch ihr kamt sogar bis in die Playoffs. Also hat es funktioniert. Das zählt. Wie man weiß, lieben traditionelle Athleten diverse Rituale und sie neigen dazu, abergläubisch zu sein, so ganz generell. Wie ist das bei dir und in E-Sports allgemein? Hast du irgendeine Art Ritual?
Ich würde es nicht als Ritual bezeichnen, aber ich versuche, vor offiziellen Matches nicht zu essen. Ich weiß nicht, es hilft mir. Es ist wohl kaum ein Ritual, aber irgendwie ist es so einfacher für mich. Ich glaube, es hilft, klarer zu denken, bessere Entscheidungen zu treffen, und scharfsinniger und nicht langsam zu sein.
Aber du bist nicht abergläubisch?
Na ja, ich würde sagen, dass ich es bin, aber ich habe keine speziellen Rituale.
Okay, gut. Wie viel Zeit verwendest du darauf, dich mental auf Wettkampf-Matches vorzubereiten?
Ich kann nicht behaupten, dass ich mir Zeit nehme, mich vor jedem offiziellen Match hinzusetzen und mental darauf vorzubereiten. Ich meine, wir haben einen Psychologen – Gleb – der mit uns arbeitet und uns manchmal vor Spielen hilft. Wir nehmen uns immer Zeit, um vor einem Spiel in die richtige Geistesverfassung zu kommen, oder wir haben eventuell ein paar Einzelsessions mit Gleb in den Tagen vor einem Spiel. Wir haben jetzt einen zweiten Psychologen. Im Grunde arbeiten wir graduell daran. Aber wenn die Rede von einer bestimmten Art der Vorbereitung vor jedem einzelnen Match ist, so etwas haben wir nicht. Weil, ich glaube, wenn man jedem einzelnen Spiel zu viel Bedeutung gibt, wird man nur noch nervöser.
Ich erinnere mich noch, dass wir an unserem letzten Bootcamp – oder dem davor – Sport gemacht haben. Wir hatten Matten und all sowas. Im Grunde war körperliche Bewegung Teil des Trainings.
Na ja, ich kann mich nicht daran erinnern, dass jemand beim Bootcamp dieses Jahr Sport oder dergleichen gemacht hat. Ich glaube, das Ziel war es eher, unser Teamplay vor dem Turnier fit zu machen. Der Fokus lag weniger auf körperlicher Gesundheit und mehr auf dem Training, der gemeinsamen Zeit und an Dingen zu arbeiten, an denen gearbeitet werden musste.
Mit Blick auf diese Art der Spielvorbereitung – verbringst du viel Zeit mit Analysen und Spieltaktiken? Schaust du zum Beispiel Demos?
Vor jedem offiziellen Spiel treffen wir uns mit [NAVI-CS:GO-Teamcoach] Andrey ["B1ad3" Gorodenskiy] und studieren unseren Gegner für zwischen zwei und fünf oder sechs Stunden.
Es hängt davon ab, um wie viel Uhr das Spiel beginnt und wie viel Zeit wir nach Trainingsspielen haben.
Das machen wir jedes Mal.
Was würdest du heute an E-Sports verändern, wenn du dazu die Chance hättest? Innerhalb von CS:GO.
Da würde ich wirklich lieber nicht drüber nachdenken. Ich bin ein Spieler. Also lass jemand anderen etwas ändern und uns eine Freude bereiten.
Zum Beispiel könnte man es abschaffen, dass Valve Teams in RMR-Turnieren für Auswechslungen bestraft.
Oder, dass es endlich LANs gibt.
Na ja, das hängt nicht von E-Sports ab, sondern den globalen Regierungen.
Genau.
Was sind deine Pläne für dieses Jahr? Oder hast du eventuell Langzeitpläne? Was kommt dir in den Sinn?
Bezogen auf Spiele oder generell?
Mit Bezug auf deine Karriere, ja.
Na ja, im Grunde will ich, dass wir das Nummer-eins-Team werden und die Stellung für eine lange Zeit innehalten und Stabilität gewinnen. Und etwas, das nicht auf Games bezogen ist; ich würde dieses Jahr gern zum ersten Mal in meinem Leben in den Urlaub fahren. Irgendwo ans Meer, eine Insel, vielleicht, das ist mein Plan. Und ich würde auch gern eine Wohnung kaufen. Aber all das ist natürlich nicht möglich, ohne die Dinge, die ich zuerst genannt habe: die Turniere, die Gewinne, die guten Ergebnisse.
Welche Aspekte deines Einzelspielerstils würdest du gern verändern oder verbessern?
Ich hätte gern mehr Selbstkontrolle, weil manchmal habe ich Wutprobleme. Ich treffe impulsive Entscheidungen, und das kann dem Team schaden.
Wie wichtig ist es, dass die Chemie im Team stimmt, um zu gewinnen? Also, müssen alle Glieder der Kette gut zusammen funktionieren?
Ja, auf jeden Fall. Zusammenzuarbeiten und Synergien zu maximieren, ist es, was einem in den wichtigen Momenten einen Vorteil verschafft. Teamwork ist das Wichtigste.
Wie stellt man die passende Chemie her? Was macht ihr, zum Beispiel, wenn jemand Neues ins Team kommt?
Das Team muss nur so viel zusammen spielen wie möglich. Man muss Trainingsmatches zusammen spielen, so viel Zeit damit verbringen, zusammen zu spielen, wie möglich, damit, wenn man sich dann in einer bestimmten Situation auf der Map wiederfindet, jeder gleich denkt. Und dann hat man richtiges Teamplay, weil jeder versteht, was vor sich geht und warum, und was man selbst zu tun hat.
Es dorthin zu schaffen, wo jeder auf derselben Wellenlänge ist, ist allerdings sehr schwer. Aber wenn es ein Team schafft, wenn alle gleich denken, dann wäre das das beste Teamplay, das es je geben könnte.
Erzähl uns etwas über dich, das niemand weiß.
Ich weiß nicht. Ich erzähle allen alles. Also gibt es da nichts.
Hast du keine Geheimnisse?
Nein.
Welche Spielerfahrung hat dich am meisten beeinflusst?
Spielerfahrung? Die mich am meisten beeinflusst hat? Na ja, um ehrlich zu sein, ist es schwer, da nur eine auszusuchen. Ich glaube, es sind die harten Niederlagen, die den größten Einfluss haben. Ich würde sagen, für uns war es das Finale, bei dem wir gegen Vitality und Astralis verloren haben. Das waren harte Niederlagen, die wir wegstecken mussten. Allerdings geben einem solche Niederlagen auch Energie und regen einen zum Nachdenken an.
Und was ist das größte Problem, dem du dich gegenübersiehst? In deiner Karriere oder auch einfach im Leben generell? Gibt es etwas, das dich zurückhält?
Ja, Probleme… Jeder hat Probleme. Aber es gibt nichts, das mich zurückhält. Ich weiß nicht, ich denke, man muss sich einfach immer Mühe geben. Zeit vergeht und man muss besser werden, man muss es in die Top-Platzierungen schaffen.
Was würdest du tun, wenn du nicht professioneller Gamer geworden wärst?
Ich hatte darüber nachgedacht, Zahnarzt zu werden, oder ein Masseur, oder Anwalt. Oder vielleicht ein Musiker. Aber darüber habe ich erst nachgedacht, nachdem ich schon ein Gamer war. Die anderen Berufe waren Teil meiner Überlegungen, als ich die Schule fertiggemacht habe, und noch nicht professionell gespielt habe.
Aber Zahnärzte bereiten Leuten Schmerzen.
Ja, aber das ist kein großes Problem. Leute würden mir im Nachhinein danken.
Und dir 40.000 Dollar für Furniere zahlen!
Genau, und dann wäre ich jetzt definitiv im Urlaub!
Alles klar. Welches Spiel, das in den letzten 20 Jahren releast wurde, ist deiner Meinung nach das am meisten unterschätzte? Und warum? Und generell –
Das am meisten unterschätzte Spiel der letzten 20 Jahre?
Ja.
Ich weiß nicht. Schwer zu sagen. Jedes Spiel hat etwas Besonderes, das Leute mögen. Da ist es schwer, eins auszusuchen.
Alles klar. Dann, danke dir vielmals für das Interview und für deine Zeit.
Wir hoffen, das Interview hat Ihnen gut gefallen! Verpassen Sie exklusive Inhalte und die interessantesten Treffen in unserem Blog nicht!