Andrii Bondarenko, auch bekannt als alwayswannafly, hat sein erstes eSports-Turnier gewonnen, als er gerade mal sieben war. Er begann 2011 auf professioneller Ebene zu gamen und war seitdem Mitglied in etwa 40 verschiedenen eSports-Teams.
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Hallo zusammen und willkommen auf unserem Kanal. Heute sprechen wir mit ALWAYSWANNAFLY und wir können es kaum erwarten, Antworten auf unsere Fragen zu erhalten. Los geht‘s!
Andrii, wie hast du mit dem Spielen von Videospielen angefangen?
AWF (alwayswannafly): Als ich fünf Jahre alt war und in Yalta lebte, bekam ich eine Dendy-Spielkonsole als Geschenk. Sie war kaputt. Also nicht wirklich kaputt, sie war aus China und funktionierte auch ohne Module. So begann ich mit dem Spielen. Später trat ich dem ersten Computer-Club bei. Damals war ich sechs Jahre alt. Der Rest ist Geschichte.
Also schon sehr früh?
Ja.
Kannst du dich an den Moment erinnern, als du dich entschieden hast, eine Karriere als professioneller Spieler einzuschlagen?
Es gab keinen speziellen Moment.
Du warst auch noch sehr jung, als du deine ersten Erfahrungen als professioneller Spieler sammeln konntest.
Ja, aber eigentlich wollte ich nie Profi werden. Alle spielten DOTA einfach nur zum Spaß. In Kiew gab es viele LAN-Turniere. Die fanden in den Kellern der Computer-Clubs statt. Also spielten wir da – jeder wollte gewinnen.
Und wann wurde dir bewusst, dass du nicht mehr auf Amateur-Niveau, sondern auf professionellem Niveau spielst?
Als ich in meinem ersten Team das erste Mal bezahlt wurde. Es nannte sich iCCup. Mit Resolut1on und Mag. Das war der Moment.
Kannst du dich an das schwierigste Spiel deiner Karriere erinnern? Gegen wen hast du gespielt?
Die schwierigsten Spiele waren immer gegen EnVy (und sein Team). 2015 spielten wir viele Turniere gegen sie. Sie waren ein kleines Team, aber wir begegneten ihnen immer im Final. Die Spiele gegen ihn waren immer die härtesten. EnVy war Krypton.
Das bringt mich zur nächsten Frage zu deinen besten Teammitgliedern und besten Gegnern. War EnVy dein härtester Gegner?
Nein, nicht EnVy. Es gab einen Spieler, der damals bOne7 hieß. Er war damals der härteste Offlaner. Er war in einem starken Team mit pieliedie, EnVy, bOne7 und weiteren, an deren Namen ich mich nicht mehr erinnern kann. Die waren sehr gut. Das war 2013-2014.
Gibt es einen Spieler, mit dem du am liebsten im selben Team gespielt hast? Abgesehen von Volodya PGG.
Volodya PGG.
Ich hab‘s doch gewusst!
Ah, Okay. Es gab auch einen Spieler namens BeaSt, aber niemand kennt ihn.
Warum war er so besonders?
Er hat beim Spielen immer gesungen oder gerappt.
Das war immer lustig.
Bevor es Mainstream wurde, davor.
Bevor es Mainstream wurde. Verstehe. Es ist bekannt, dass viele Athleten Rituale haben, die sie vor einem Spiel begehen, und dass sie generell abergläubisch sind. Welche Rituale hast du?
Ich dusche.
Vor einem Spiel?
Ja.
Das ist ein nützliches Ritual, auch für den Alltag.
Ja.
Und abgesehen davon? Vielleicht haben sich bei dir über die Jahre hinweg abergläubische Bräuche entwickelt?
Nein, das würde ich nicht sagen. Man muss mental einfach bereit sein für das Spiel.
Man muss sich Zeit zum Denken nehmen?
Ja. Oder mit den anderen im Team sprechen.
Wie trainierst du, wie bereitest du dich auf Turniere vor? Wie sieht dein normaler Arbeitstag aus?
Ich spiele MM [Matchmaking], ich versuche, mein Mikrophon nicht zu verwenden – das ist eigentlich alles.
Okay. Verbringst du viel Zeit damit, Strategien zum Spiel zu entwickeln? Siehst du dir zum Beispiel Demos vor dem Spiel an?
Ich habe mir früher Aufnahmen von gespielten Spielen angesehen, nicht oft, aber ich versuche, das jetzt zu machen. Das ist alles, ich sehe mir alte Spiele an.
Verstehe. Welche Rolle spielen Ernährung und körperliche Fitness? Achtest du auf solche Dinge?
Naja, das ist subjektiv. Wenn man sich nicht wohl fühlt, nachdem man schlechtes Essen wie einen Big Mac gegessen hat, dann ist es besser, wenn man das nicht isst. Aber wenn man an einem Abend problemlos 50 Chicken Nuggets essen kann, warum soll man die dann nicht essen?
Kannst du an einem Abend 50 Chicken Nuggets essen?
Ich kann mich nicht erinnern, wie viele wir gestern gegessen haben, aber ich würde sagen ja. Ich glaube schon, dass ich das kann.
Verstehe. Was gefällt dir an eSports am besten?
Die sportliche Seite—
Die Turniere?
Die Turniere an und für sich, ja. Und dass man reisen und andere Länder sehen kann. Glaube ich.
Und was gefällt dir am wenigsten? Was möchtest du an diesem Beruf ändern?
Ein Beruf?
Naja, du bist ein professioneller Spieler, oder?
Es gibt nichts, dass man ändern müsste. Ich würde MM ändern, aber alles andere kann man so lassen.
Und was würdest du an MM ändern?
Es gab diese Plattform, iCCup, auf der man seine eigenen Lobbys erstellten konnte, sodass nur Spieler mit ähnlichen PTS [Bewertungspunkten] beitreten konnten. Und wenn man einen Spieler nicht in seiner Lobby haben wollte, konnte man ihn rausschmeißen und nur mit den Spielern spielen, mit denen man auch spielen wollte. Das gibt es jetzt nicht mehr.
Das heißt, sogar mit deiner MMR [Matchmaking-Bewertung] gibt es große Unterschiede zwischen den Bewertungen—
Spieler mit 1000 oder 2000, ja.
In deinen Lobbys?
Natürlich.
Wie ist das möglich?
Es passiert einfach. Weil, naja, so funktioniert DOTA eben.
Das ist mir noch nie passiert, aber vielleicht liegt das daran, dass ich kein Spieler mit einer 1000er-Bewertung bin. Okay. Kannst du uns etwas über deine eSports-Pläne für dieses Jahr erzählen? Hast du dir Ziele gesetzt?
Hm, das INT [The International]. Es hätte letztes Jahr stattfinden sollen, fiel dann aber aus, also ist es das INT dieses Jahr.
Du hättest eigentlich nach deinem letzten zurücktreten sollen, gemäß deinem Versprechen.
Nun ist es nach dem diesjährigen INT. Wahrscheinlich.
Wie sieht es mit persönlichen Zielen aus? Hast du große persönliche Ziele, die du in naher Zukunft erreichen möchtest?
Wie ich bereits erwähnt habe, ich möchte eine Schule gründen.
Wird das dieses Jahr geschehen?
Nicht dieses Jahr. Wenn sich die COVID-Situation etwas beruhigt hat, werden wir damit beginnen.
Alles klar. Wir freuen uns darauf. Welche Aspekte deines Gaming-Stils möchtest du verbessern?
Weniger zu sterben. Das ist alles.
Aber das ist dein Vorrecht! Du bist in den Top 5!
Naja, ich sterbe bereits weniger. Es ist okay. Wenn die anderen sterben, dann—
Es wäre besser, wenn‘s du wärst, oder?
Genau.
Was meinst du – müssen sich alle in einem Team gut verstehen und miteinander befreundet sein, um erfolgreich zu sein? Hat das einen Einfluss auf den Zusammenhalt im Team und auf die Resultate?
Hm ... Ja.
Und wenn das nicht so ist?
Wenn es nicht so ist, könnte es auch funktionieren. Es ist alles subjektiv.
Verstehe. Und wie denkst du entsteht der Zusammenhalt in einem Team? Sagen wir mal ein neuer Spieler kommt ins Team ...
Okay.
Wie kann man ihn so schnell wie möglich ins Team integrieren?
Einfach viel spielen und miteinander über DOTA sprechen, die ganze Zeit. Die ganze Zeit DOTA widmen.
Wie wäre es mit einfach nur Zeit miteinander verbringen und zusammen in den Urlaub fahren?
Ja, das wäre auch möglich. Man kann in den Urlaub fahren, aber ...
Vor der Liga einfach verreisen.
Nein, es ist besser, wenn jeder alleine in den Urlaub fährt.
Kannst du uns eine etwas Überraschendes über dich erzählen, das die Fans nicht wissen? Bohdan hat Socken mit einem Naruto-Muster, electronic wurde ein Sneaker von seinem Hotelzimmer gestohlen.
Gab es jemals verrückte Momente an Turnieren? Hat jemand etwas von dir gestohlen oder hast du dich mal mit jemandem gestritten? Oder vielleicht beinahe eine Schlägerei angefangen? Oder ist jemand schon mal in die falsche Stadt geflogen? Bohdan hat auch gesagt, dass du für die meisten verrückten Momente in seinem Leben sorgst.
Wir sind mal vom INT nach Hause geflogen. Unser Flug hatte drei Stunden Verspätung. Wir sind gelandet – ich, Resolut1on und Aloha. Wir sind also in Amsterdam angekommen, um auf unseren nächsten Flug umzusteigen und als wir zum Check-in-Schalter gerannt sind, sahen wir, wie unser Flug direkt vor unseren Augen abhob. Also haben wir im Flughafen geschlafen – auf den Sitzen oder dem Boden, ich erinnere mich nicht mehr – 14 Stunden lang.
Warum hast du dir nicht Amsterdam etwas angesehen?
Wir hatten kein Visum.
Ah, verstehe, das war damals so. Sehr schade.
Ja.
Das ist definitiv eine verrückte Geschichte. Wie hat sich deine Karriere als professioneller Spieler auf deine Persönlichkeit ausgewirkt? Hast du Charaktereigenschaften entwickelt, die du zuvor nicht hattest? Was haben all diese Jahre mit dir gemacht, Andrii?
Oh, ich wurde geduldig.
Wirklich?
Ja. Es gibt Zeiten, da möchtest du nicht geduldig sein und du lässt alles raus. Aber es gibt Zeiten, da musst du geduldig sein. Und das ist okay, was auch immer es ist, du kannst es ignorieren.
Also ist es eine positive Veränderung? Das ist fantastisch.
Ja, aber das bezieht sich auf das Leben allgemein, nicht auf MM. Bei MM funktioniert das nicht so.
Welchen Weg hättest du im Leben eingeschlagen, wenn du nicht professioneller Gamer geworden wärst?
Gastronomie.
Ah. Also wärst du Kassierer bei McDonald‘s geworden wie Bohdan? Das sind seine Worte, nicht meine. Das hat er so gesagt. Ein Teilzeitjob.
Nein, ich wäre sein Chef gewesen. Ich hätte ihm gesagt, dass er Big Macs zubereiten soll, anstatt sie den ganzen Tag immer nur zu essen.
Verstehe. Du möchtest also auch da viel erreichen. Was ist deiner Meinung nach das am meisten unterschätzte Spiel der letzten 20 Jahre und warum?
Half-Life.
Warum? Warum denkst du, dass es unterschätzt wird?
Weil nicht viele Leute es spielen. Valve hat sich davon abgewendet, hat Half-Life 2 herausgegeben, das niemand brauchte, und hat dann beim dritten vor vier Jahren aufgegeben. Und eigentlich hätten sie einfach mit Half-Life weitermachen können, aber nein.
Es ist eine traurige Geschichte, aber danke für deine ehrlichen Antworten, Andrii. Andrii, du spielst DOTA schon seit langer Zeit ...
Ja, seit 1973.
... auf professioneller Ebene, seit etwa einem Jahrzehnt. Wenn du die „besten“ und „schlechtesten“ Momente deiner Karriere während dieser Zeit wählen müsstest, was wäre das?
Der beste Moment war, als wir am INT auf der Bühne gewonnen haben. Der schlechteste Moment war ... als wir 2015 am INT auf der Bühne verloren haben. Gegen das koreanische Team. MVP Phoenix oder VP.
In einem deiner Interviews hast du gesagt, dass du schon mit vielen Teams gespielt hast.
Das ist wohl so, ja.
Das ist eigentlich logisch, wenn man bedenkt, wie lange du schon spielst. Welche Empfehlungen hast du für neue Spieler? Lohnt es sich, die Teams oft zu wechseln oder ist es besser, länger bei einem Team zu bleiben und sich zu verbessern?
Es ist immer gut, sich selbst zu entwickeln und zu verbessern, egal mit wem man spielt. Wenn man in einem Team ist, das sich ständig entwickelt und verbessert und das für einen auch so stimmt, dann ist es besser, zu bleiben. Aber wenn man sich verbessert, während der Rest des Teams auf dem gleichen Niveau bleibt, dann muss man sich ein neues Team suchen.
Wie hat sich die DOTA-Szene über die Jahre hinweg geändert?
Die Stimmung wurde toxischer.
Toxischer?
Um 785 %.
Warum? Wie zeigt sich das? Das bezieht sich auch allgemein auf die Community der professionellen Spielern.
Weil die Leute keinen Anstand haben. Sie lernen ihr Verhalten von DOTA, von MM, vom Fluchen, von Streamern, die sehr stark fluchen.
Gott sei Dank sind wir nicht so. Worauf sollte sich euer Arbeitsplan deiner Meinung nach am meisten konzentrieren?
In unserem Arbeitsplan sollten wir uns am meisten darauf konzentrieren, als Team zu spielen.
Und macht ihr dabei Fortschritte?
Wir arbeiten daran.
Fantastisch. Dann wünsche ich euch allen viel Erfolg bei euren Bestrebungen.
Vielen Dank.
Und vielen Dank für das Interview. Tschüss.
Tschüss.
Wir hoffen, das Interview hat Ihnen gut gefallen! Verpassen Sie exklusive Inhalte und die interessantesten Treffen in unserem Blog nicht!