Viele, die schon Android-Spiele oder auch PC-Spiele kostenlos gespielt haben, haben den Begriff „Grinden“ bestimmt schon gehört. Wenn man sich in einem MMO-Forum, die Kommentare zu YouTube-Videos oder einen Gaming-Bereich in Reddit anschaut, wird einem bewusst, dass viele Leute sich über die Idee des Grindens in Videospielen bzw. Grinder beschweren oder sie auch verteidigen. Doch was ist Grinding und was ist ein Grinder?
Der Begriff „Grinden“ bzw. „Grinder“ ist damit definiert, wiederholte Aufgaben durchzuführen, um sich Spielvorteile zu verschaffen. Kurz gesagt: Beim Grinden geht es darum, eine Handlung wiederholt durchzuführen, um die Werte eines Charakters zu steigern und ihn zu stärken. Falls ein Spieler so etwas macht, kann er oder sie als „Grinder“ bezeichnet werden.
Einige Spieler nennen das auch „Treadmilling“ (auf dem Laufband gehen) oder auch als „pushing the bar“ (Gewichtheben), aufgrund der Ähnlichkeiten mit Routinesport im Fitnessstudio. Man geht ins Fitnessstudio, rennt auf dem Laufband, hebt ein paar Gewichte, und wiederholt genau das immer wieder.
In Games, die als beste MMOs zählen, können diese wiederholten Handlungen das Abbauen von Ressourcen oder der Kampf gegen Gegner mit niedrigem Level sein. Als Grinder wiederholt man also immer wieder bestimmte Abläufe.
Das kommt wahrscheinlich vielen schon bekannt vor und das liegt daran, dass die meisten Spiele inzwischen einen großen Anteil Grinding enthalten. Aber ist es wirklich so schlecht, für Ergebnisse arbeiten zu müssen?
Um die Fragen, was ist ein Grinder und was Grinden Gaming ist, zu beantworten, muss man zuerst einen Blick auf die Entwicklung von Videospielen werfen. Interessanterweise ist Grinden in Videospielen keine neue Erfindung. Obwohl wir es meist vor allem mit modernen MMORPGs in Verbindung bringen unterscheidet es sich kaum vom Üben in Super Mario Brothers auf dem NES, um über die Sommerferien gut genug zu werden, um das besonders schwierige Level zu schlagen.
Auch wenn man dabei nicht wie in einem MMO auf ein höheres Level gelangt, wiederholt man dennoch stetig die gleiche Sache, bis man gut genug ist, um weiterzukommen. Das „Hochleveln“ ist dabei einfach durch deine körperliche Fähigkeiten statt durch eine Ziffer in den Werten des Charakters zu erkennen.
Wir Grinden schon seit Jahren, ohne uns dessen bewusst zu sein, und meistens ist es eine Mischung aus Spaß und Frustration. Frustration ist auch nicht zwingend etwas Schlechtes, denn ohne jegliche Probleme durch ein Spiel zu kommen, weil es zu einfach ist, ist für Spieler noch schlimmer als ein Spiel, das beinahe zu schwer ist. Ein Beispiel wäre Bloodborne, oder der vor kurzem veröffentlichte Platformer Celeste. Beide Spiele sind bekannt für ihren Schwierigkeitsgrad, aber ihre Fans lieben genau diese Herausforderung.
Schließlich hat es auch mit Stolz zu tun, etwas sehr Schwieriges zu meistern.
Neueste MMORPG setzten stark auf Grinding und generell funktioniert das ziemlich gut.
Spiele, bei denen Charakterwerte im Vordergrund stehen, eigenen sich von Natur aus besser als Grinding Games als solche, bei denen Werte zweitrangig sind. Der soziale Aspekt von Multiplayer-Spielern ermöglicht zudem längerfristiges Grinden, ohne dass Langeweile aufkommt. Wenn man im Team arbeitet, wie zum Beispiel bei WoW und The Elder Scrolls Online, wird Grinden zu einer Art unterhaltsamer Arbeit. Man fühlt sich dazu verpflichtet, seinen Beitrag zu leisten und empfindet das nicht als Belastung, weil die ganze Sache im Team Spaß macht.
In dieser Hinsicht hat sich Grinden zu einem erfolgreichen Spielmechanismus entwickelt, wo es eigentlich nicht hingehört. Schließlich sollte es doch keinen Spaß machen, etwas ständig zu wiederholen, um seine Werte zu verbessern, oder? Aber bei Multiplayer Games, besonders bei RPGs, scheint es einen besonderen Reiz zu haben, der bei dem meisten Single Player Games fehlt.
Um tolle Grinding Games zu entwickeln und in der Welt des Grinding Gaming erfolgreich zu sein, dürfen sich Entwickler aber nicht nur darauf verlassen, dass Spieler einander unterhalten, während sie dumpf ihre Spielaufgaben abarbeiten. Ein gutes Spiel muss die Spieler neben der Grinding-Routine auch mit einer guten Spielstory locken. Wenn es einem Spiel gelingt, das Grinden gekonnt zu verstecken, oder zumindest die Grenzen zwischen Grind und Story verschwimmen zu lassen, befindet es sich bereits auf dem Weg zum Erfolg. Wenn es schiefläuft, durchschauen die Spieler diese spielverlängernden Techniken allerdings sofort.
Was ist als der Schlüssel für die Entwicklung der best Grinding Games und Grind RPGs?
Um ein Grind-Spiel unterhaltsam zu machen und es als eines der best Grinding Games bezeichnen zu können, ist das richtige Gleichgewicht wichtig.
Zu viel Mühe und zu wenig Belohnung ist ein Rezept für Langeweile und Frustration. Und zu viel Belohnung und zu wenig Arbeit kann zu einem Spiel mit zu wenig Tiefgang führen.
Das MMORPG Ragnarok Online legt bereits von Anfang an im Spiel großen Wert aufs Grinden. Untypischerweise für ein RPG tendiert Ragnarok dazu, mehr Gewicht aufs Grinden und weniger auf Elemente der Spielstory zu legen. Das bedeutet nicht, dass es keine Story gibt, aber sie verschwimmt etwas im Hintergrund, wenn man beginnt, auf der Karte nach verschiedenen Regionen mit Feinden zu suchen, die es zu schlagen gilt.
Da die Feinde nur seltsam nützliche Beute abwerfen, werden Momente, in denen man die Überbleibsel eines gefallenen Gegners nach etwas Brauchbaren durchsucht, wesentlich befriedigender. Ragnarok Online überschüttet Spieler nicht mit Belohnungen und macht es ihnen nicht leicht.
Spielentwickler müssen das richtige Gleichgewicht finden, insbesondere da einige Spielserien heute mehr als ein halbes Jahrzehnt bestehen müssen. Ein Ausrutscher zu weit in eine Richtung kann zu einem Spielerlebnis führen, dass das Spiel uninteressant macht und daher nicht genug Geld einspielt.
Aus diesem Grund hat sich in der Welt der Grinding Spiele in den letzten Jahren wahrscheinlich nur wenig getan. Warum sollte man schließlich etwas ändern, wenn es so, wie es ist, gut funktioniert?
Es wird ziemlich schnell langweilig, immer den gleichen Button zu drücken, um mit der Axt auf einen Felsen einzudreschen und dafür ein paar Ziffern mehr auf einer Werteübersicht zu erhalten. Indem man die Ergebnisse der Abbauarbeit aufmischt, kann man den Spieler allerdings wenigstens dazu bringen, sich auf die Aufgabe zu konzentrieren. Zwei ausgezeichnete Beispiele dafür, wie Grinding gut funktionieren kann, sind Stardew Valley und Ragnarok Online.
Für alle, die die letzten Jahre unter einem Fels verbracht haben: Stardew Valley ist ein bahnbrechender Indie-Titel, der die Welt im Jahr 2016 im Sturm eroberte. In diesem Spiel ist man der einzige Erbe des Bauernhofs deines Großvaters und verlässt sein Leben in der Stadt für das Landleben, mit allem was dazu gehört: Arbeit auf dem Bauernhof, im Bergbau und natürlich das Pflegen von Kontakten mit den Bewohnern der Region.
Während des Leben in der Stadt stark auf der Spielgeschichte basiert, sind die Arbeit auf dem Bauernhof und der Abbau von Ressourcen im Spiel sehr grind-lastig. Stardew Valley gelingt es dabei, nicht langweilig zu werden, da das Grinden selbst eine Menge Abwechslung bietet. Bei der Arbeit auf dem Bauernhof muss man regelmäßig deine Pflanzen gießen, aber wie man das anstellt, ist einem selbst überlassen. Man kann entscheiden, wie der Bauernhof aussieht, welche Sorten zu anbaut und in welchem Muster. Natürlich wiederholen sich einige Handlungen dabei, aber es fühlt sich immer so an, als sei es deine Entscheidung und nur selten wie eine Routinearbeit.
Das Gleiche gilt für den Bergbau-Teil des Spiels. Man entscheidet selst, wo man abbaut und hat eine Wahl zwischen verschiedenen Felsen und Erzen.
Das Schlüssel zum Erfolg von Stardew und Ragnarok liegt in der Mischung aus harter Arbeit und Belohnungen sowie ausreichend Abwechslung, um die Sache interessant zu halten. Wie zuvor erwähnt ist es schwierig, hier das richtige Gleichgewicht zu finden, aber diese beiden Spiele sind perfekte Beispiele für ausgeglichenes Grinden.
Außerdem bieten sie beide einen Faktor, von dem alle grindbasierten Spiele profitieren könnten, nämlich einen kleinen Ausblick auf die Zukunft.
Nein, sie geben einem keine Glaskugel in die Hand und verraten auch nicht die nächsten Lottozahlen, aber sie bieten einen kleinen Ausblick auf die Zukunft. Die Zukunft des Spiels jedenfalls.
Grinden lohnt sich eigentlich nur, wenn man eine Idee hat, zu welchen Ergebnissen es führen kann. Niemand hat Lust auf harte Arbeit ohne ein Licht am Ende des Tunnels, oder eine Belohnung, welche die Mühe nicht wert ist. Aber wenn man weiß, was einen auf der anderen Seite erwartet, kann es sich lohnen.
Stardew Valley gelingt das auf fantastische Weise, indem dem Charakter Hindernisse in den Weg gestellt werden: Bestimmte Teile der Karte sind gesperrt, aber bieten einem einen kleinen Einblick darauf, was man erwarten kann, wenn man sich das nötige Werkzeug besorgt hat.
Diese „Karotte am Stiel“-Prinzip ist ein Schlüsselfaktor für jedes Spiel, das Spieler dazu bringen will, Stunde um Stunde mit dem Spiel zu verbringen und immer wieder zurückzukommen. Ob es sich bei dieser „Karotte“ um einen gesperrten Bereich oder eine Waffe handelt, die derzeit nicht bezahlbar ist, die Verlockung dessen, was einen auf der anderen Seite erwartet, muss stark genug sein, um den Spieler zu motivieren, weiterzumachen. Alle guten Grind-Spiele nutzen dieses Prinzip zu ihrem Vorteil.
Leider gibt es auch Spiele, die diese wichtige Informationen zum Grinden und Grinden Gaming verpennt haben. Diese Spiele gehen endlos weiter, ohne das eine Belohnung oder ein Grund in Aussicht sind. Für Spiele, die vor zehn oder fünfzehn Jahren auf den Markt gebracht wurden, wäre das ein Todesurteil gewesen, aber heute, wo jedem mit Internetzugang ständige Updates zur Verfügung stehen, kann man solche Patzer in Spielen beheben.
Alle, die Grinding hassen, sollten sich einmal vorstellen, wie die Spielwelt ohne aussehen würde. Ein Spiel mit wenig Herausforderungen und einem ständigen Strom von Belohnungen würde schnell langweilig werden. Jeder, der die Spielparodie PSTW (Press Space To Win) kennt, hat schon das leere Gefühl eines Spiels erfahren, das dem Spieler keinerlei Herausforderung bietet. Vielleicht fällt es einem schwer, zuzugeben, dass deine Eltern Recht hatten und das harte Arbeit wirklich ihre ganz eigene Belohnung ist.
Einige Spieler sprechen auch von einem „zen-ähnlichen“ Zustand, in den sie beim Grinden abtauchen. Das Gefühl, etwas erreicht zu haben, wenn sie ihre Stunden absolviert haben, erfüllt sie mit Stolz.
Um zum Anfang der Diskussion zurückzukommen: Wenn Grinding in einem Spiel richtig eingesetzt wird, sollten wir es noch nicht einmal bemerken. Als Grundregel gilt also: Wenn Grinden abwechslungsreich gestaltet wird, hat man schon die halbe Miete für ein tolles Grind-Spiel.