Tatsächlich gibt es schon seit Ewigkeiten Entwickler, die im Alleingang zu Hause Spiele entwickeln und sie für die Massen auf den Markt werfen. Vor allem zur Ära der Commodore 64 und der British Spectrum ZX war dies gang und gäbe, immerhin waren die Geräte optimal dafür geeignet, selbst Hand anzulegen.
Und trotzdem bekommen „Indie“ Game-Studios in der breiteren Games-Branche erst seit kurzem einen Hauch von Respekt.
Bei all den Veränderungen der Branche wird es immer schwieriger, den Begriff „Indie Games“ – was für „Independent Games“ bzw. „unabhängige Spiele“ steht – klar und eindeutig zu definieren.
Und das sogar seit Steam Greenlight und anderen frühen Bemühungen, die Szene der Schlafzimmer-Entwicklungen auf den modernen Geräten von heute wieder aufleben zu lassen.
Auf die Frage, „welche Spieleplattformen gibt es?“, ist die Antwort heutzutage schließlich unglaublich vielfältig.
Ob man nun kostenlose Mac Spiele entwickelt oder sich auf den wachsenden mobilen Markt fokussiert, die Möglichkeiten sind riesig.
Warum ist es also so schwer, „Indie Games“ zu definieren und eine klipp und klare Antwort auf „Was sind Indie Games?“, zu geben?
Manchmal verschwinden heutzutage die kleinen Entwickler sogar unter dem Dach eines riesigen Publishers, sobald sie mit ihrem Indie Spiel für eine Sensation gesorgt haben.
Damit sagt der Begriff „Indie Games“ zur Beschreibung allein gar nicht mehr zwingend so viel aus.
Das, was früher das Markenzeichen der Indiespiele war, werfen heute längst auch die großen Studios auf den Markt. Kurze, 2D und Pixel-Art-Games gibt es damit jetzt wie Sand am Meer.
Schau dir nur Hotline Miami, Enter the Gungeon, Broforce und Carrion an. Das sind alles beliebte Indie Spiele, denen aber der Publisher Devolver Digital einen ordentlichen Boost verpasst hat, sodass selbst die Massen diese Spiele downloaden.
Aber es kann ja nicht sein, dass es im 21. Jahrhundert unmöglich ist, die einzelnen Entwickler ausfindig zu machen, die in Eigenregie zu Hause Indie Games schaffen.
Ist es auch nicht! Sie publishen ihre Kreationen nämlich meistens selbst auf kostenlosen Indie-Game-Seiten wie Kongregate.
Auch die Vermarktung nehmen sie selbst in die Hand und packen ihre Produktionen für eine Handvoll Spieler auf eine CD, mit kaum auch nur einem Funken Hoffnung auf Erfolg.
Und trotzdem werden viele dieser Indie Games zu Giganten in der Gamingwelt und schaffen es bis an die Spitze.
Ob man Flashspiele oder die neueren HTML5 Spiele online schafft, sich auf eine Konsole fokussiert oder die mobile Plattform für sich nutzt, die Indie-Szene wächst und gedeiht auf allen Plattformen.
Werfen wir einen Blick auf die Top-Titel der Best Indie Games des letzten Jahrzehnts. Du wirst bei manchen der Indiespiele sicherlich überrascht sein!
Minecraft geht jetzt schon seit einer ganzen Weile nicht mehr als Indie Game durch. Ganz besonders nicht mehr, seitdem Microsoft es 2014 für $2,5 Mrd. gekauft hat.
Die Zahlen, die der Block-Builder generiert hat, suchen ihresgleichen. 176 Millionen verkaufte Einheiten bis 2019 und $1,5 Mrd. in zusätzlichen Einnahmen decken schon fast, was Microsoft vor nur fünf Jahren an Mojang bezahlt hat.
Und da sind noch nicht einmal die Umsätze durch Merchandising, Spielzeug, Spinoff-Games und Lizenzgebühren eingerechnet.
Doch es war einmal, vor einer langen Zeit, dass dieses entspannte Sandkastenspiel der Inbegriff der Indie Games war. Markus „Notch“ Persson, der zuvor noch bei King, dem Entwickler der Match-3-Games, gewesen war, hat es in Eigenregie zu Hause kreiert.
Im Mai 2009 entwickelte er das Game an einem einzigen Wochenende. Eine Gruppe an Forum-Mitgliedern gaben Notch Feedback für seine F2P-Games und unterstützten Minecraft.
Für diese erste Version des Games nutzte Persson YouTube – das damals gerade einmal vier Jahre alt war – um die Entwicklung von Minecraft zu dokumentieren.
Dabei zeigte er, wie aus den Prototypen RubyDung und Infiniminer – Entwicklungen aus den Zeiten, als er noch neben seinem Job bei Langeweile Spiele entwickelte – schließlich ein vollwertiges Game wurde.
Inzwischen umfasst Minecraft über 150 unterschiedliche Blöcke. Doch in der ersten Version waren es gerade mal eine Handvoll, darunter Sand, Wasser, Luft, Stein, Holz, Erde und Blätter.
Minecraft ist heute sogar so tief in der modernen Popkultur verwurzelt, dass es eigene urbane Legenden wie Herobrine hervorgebracht hat.
Vor allem seitdem das zweite „Caves & Cliffs“-Update Ende November 2021 herauskam, kann man Minecraft kaum noch als Indie Game betiteln.
Doch zweifelsohne hat es geholfen, die Szene der Amateur-Entwickler zu legitimieren.
Ob man auf die Frage „Was sind Indie Games“ wirklich noch Minecraft als Antwort angeben kann, ist heutzutage wohl sehr fraglich.
Vor allem, wenn man beachtet, dass das typische Gameplay hunderte Male kopiert und imitiert wird, wie etwa auch von LEGO (obwohl hier wohl auch die eigene Produktlinie der Marke die Kreation von LEGO Worlds inspiriert haben könnte).
Damit ist es wohl weniger ein perfektes Beispiel für Indie Games, sondern vielmehr einer der größten Spieltitel aller Zeiten.
Celeste ist eine Kreation von Matt Makes Games, Inc. und Extremely Okay Games, Ltd. – ihre Namen sprechen Bände und könnten für Indie-Games-Entwickler wohl kaum klischeehafter sein.
Doch Celeste wurde kurzerhand eines der Best Indie Games 2018. Es bietet ein geschicktes Jump’n’Run mit einem simplen Ziel: Klettere auf den gleichnamigen Berg Celeste.
Dass IGN den sagenhaften Erfolg von Celeste als „Überraschung“ betitelte, fasst wohl den gesamten Gedanken hinter der unabhängigen Spielentwicklung zusammen.
Denn hier gibt es keine Garantien, dafür aber eine geballte Ladung an Potenzial. Die kleinen Entwickler sind schließlich nicht an starre Ideen und enge Deadlines gefesselt.
Damit gibt es scheinbar endlos Spielraum, beliebte Handy Spiele, grandiose PC-Titel oder herausragende Konsolengames zu kreieren.
Celeste basiert auf einzelnen Screens, von denen es mehr als 700 gibt. Es zeigt eindeutig den Hang der Entwickler zu dieser Wissenschaft der Spielentwicklung.
Denn jeder einzelne Screen braucht seine eigenen Fallen, Feinde, Jump’n’Run-Abschnitte und Story-Elemente, damit das Indie Game als Ganzes auch funktioniert.
Es ist eine echte Herausforderung, doch eine, die in der Welt der Indie Games kein neues Terrain ist. Dagegen ist diese Art der Games schon vor vielen Jahren vollkommen aus der Mode gekommen.
Viele Spiele vergangener Zeiten, wie etwa Jet Set Willy, Bubble Bobble, Dizzy und Lemmings basierten auf einzelnen Räumen und nicht auf offenen Welten.
Es kann sich manchmal ganz schön klaustrophobisch anfühlen, doch tatsächlich benötigt dieses Spielkonzept ein großartiges Gespür für Struktur und Ablauf.
Das kann manchmal gut, und manchmal weniger gut funktionieren. Wir dürfen hier schließlich nicht die vielen und sehr schlechten Fallen vergessen, die DMA Design den verdutzen Lemmingen vor die Nase gesetzt hat.
Titel wie Age of Empires und Command & Conquer einmal außen vor, Strategie- und taktische Indie Games oder auch ein Gacha Game werden wohl nie so beliebt sein wie Action-, Abenteuer- oder RPG-Titel.
Das zeigt sogar das XCOM-Franchise, dessen Ursprünge bis ins Jahr 1994 zurückreichen. Wir können wohl davon ausgehen, dass man mehr darüber spricht als es tatsächlich zu spielen.
Immerhin sind Spieler bei dem bewusst unfairen Schwierigkeitsgrad absolut überfordert, sodass jeder mögliche Spielfortschritt schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt zu sein scheint.
Das Game Into the Breach von Subset Games fällt genau in diese Kategorie der gnadenlos schweren, aber gleichzeitig charmanten Strategiespiele.
Diesmal hat es allerdings einen pixelartigen Anstrich erhalten, was dem Titel in der Nische der Indiespiele definitiv hilft.
Chris Avellone, der sich besonders mit Fallout, Planescape: Torment und Pillars of Eternity einen Namen gemacht hat, schrieb Into the Breach.
Es erzählt die Geschichte einer Gruppe von Mechs, die versuchen, den Ansturm gigantischer Käfer (in Pacific-Rim-Manier) auf 8x8-Schlachtfeldern aufzuhalten.
Es ist allerdings ein Roguelike-Game und fällt damit ins Genre jener Titel, in denen prozedural generierte Elemente für Zufälligkeit und willkürliches Gameplay sorgen.
Vor diesem Hintergrund scheinen viele der Schlachten dem Untergang geweiht zu sein. Doch es ist nicht so brutal wie Subset Games vorherige Kreation FTL.
Das liegt vor allem daran, dass Spieler ihre aktuelle Timeline einfach für eine neue verlassen können, wenn ein Desaster passiert. Doch um Schlachten zu gewinnen, muss man hart arbeiten.
Into the Breach ist gerade einmal das zweite Game, das Subset Games seit 2012 geschaffen hat. Immerhin hat das in Shanghai basierte Studio gerade einmal zwei Mitarbeiter, nämlich Justin Ma und Matthew Davis.
Man muss allerdings dazu sagen, dass sich das Indie Games Studio mit Avellone einen Promi-Vorteil verschafft hat. Into the Breach wird unterdessen vor allen in RPG-typischen Konversationen erzählt und findet in der Schale einer einfachen übergreifenden Story Platz.
Und dennoch ist es ein Liebling unter den Indie Games, wenn es das jemals gegeben haben sollte.
Limbo, das Playdead 2010 herausgebracht hat, ist sicherlich eines der frühsten Beispiele dafür, was Indie Games Entwickler auf Konsolen wie der PS3 und Xbox 360 schaffen können.
Doch der unglaubliche Erfolg bietet dem hohen Schwierigkeitsgrad der Angelegenheit zweifelsohne die Stirn.
Limbo hat nicht einmal den Ansatz einer Story. Hier befindet sich lediglich eine verlorene Person in seiner persönlichen Hölle. Es folgt einem ähnlichen Stil wie einige moderne Titel, darunter etwa FAR: Lone Sails, Machinarium, Little Nightmares und Inside, das ebenfalls von PlayDead entwickelt wurde. Sie alle bieten düstere und dennoch schöne Quests durch bizarre Welten.
Wahrscheinlich war es allerdings Another World aus 1991, das das Game hauptsächlich inspiriert hat. Es macht sich nämlich eine ähnliche Mischung aus Wunder und Horror zunutze, um eine einzigartige Geschichte zu erzählen.
Mit dem außergewöhnlichen Setting ist Limbo allerdings in der Nische der Indie Spiele unglaublich schwer zu fassen.
Es wird in Monochrom dargestellt, es gibt Wald, aber auch Industrie, und ist mit der brutalen Art und Weise, in der mit dem armen Protagonisten umgegangen wird, gewissermaßen auch primitiv.
Dabei darf man nicht den besonders angsteinflößenden Antagonisten vergessen, der den Protagonisten in der ersten Hälfte des Games verfolgt.
Kritiker heben dabei Limbos Soundeffekte und klangliche Atmosphäre hervor, die wesentlich zur gruseligen Stimmung im Spiel beiträgt.
Gewissermaßen ist es eine Art Mario von Tim Burton oder Prince of Persia wie es David Lynch geschrieben hätte. Gleichzeitig ist Limbo aber auch etwas vollkommen Eigenes.
Es ist ein einzigartiges Kunstwerk, das man etwa im Game Browser online so heute nicht finden würde.
Man kann den unglaublichen Hype um das Harvest-Moon-artige Game wohl kaum genug hervorheben.
Aus der Feder von Eric „ConcernedApe“ Barone, der das Game in seinem Schlafzimmer entwickelt hat, scheint Stardew Valley im Release-Jahr 2016 einen Nerv der Gesellschaft getroffen zu haben.
Spulen wir fünf Jahre vor und es könnte zweifelsohne eines der besten Handy Spiele 2021 sein.
Das sah aber 2016 noch anders aus, denn damals waren Simulatoren für die Landwirtschaft und das ländliche Leben schon seit einer Weile ausgestorben.
Und das sogar in der Szene der Indie Games. Das lag wohl vor allem daran, dass der Entwickler von Harvest Moon, Natsume, es nicht einmal für alle Kürbisse auf dieser Welt geschafft hat, ein modernes Harvest Moon zu entwickeln.
Obwohl es die Farming-Simulator-Reihe schon seit 2008 gibt, muss man sagen, dass Stardew Valley dem Erfolg des Landwirtschafts-Simulators auch auf die Sprünge geholfen hat. Wie wir das schon bei Minecraft gesehen haben, ist Popularität der Grundstein für Imitationen.
Inzwischen ist die Anzahl der Stardew-Valley-Klone am Markt schon ganz schön überwältigend.
Stardew Valley ist wahrscheinlich das beliebteste Indie Game, das es gibt. Doch Farming Simulator 2022 hatte Ende November mehr Spieler auf Steam als EAs Battlefield 2042.
Das zeigt, dass wohl das Konzept, einen Pflug zu ziehen, immer noch eine der verlockendsten Fantasien der Gamer ist.
Der unglaubliche Erfolg des Games, das sich auch auf dem iPad spielen lässt, kann sicherlich auf vieles zurückgeführt werden.
Vor allem, da erfolgreiche Indie Games von Solo-Entwicklern auch möglichen zukünftigen Entwicklern reichlich Inspiration liefern, selbst wenn sie aktuell nur über einen Laptop und einen Stift verfügen.
Etwas, das Stardew Valleys Reiz ausmacht, ist sicherlich die unglaubliche Weitläufigkeit. Hier gibt es so viel, das Spieler zum Teil auch komplett verpassen.
Angeln, Archäologie, Höhlentauchen, sammeln, flirten, feiern und Obst und Gemüse anbauen sind nur eine Auswahl der Dinge, die in ConcernedApes Indie-RPG möglich sind. Und obwohl das Game ein definiertes Ende hat, scheinen die Möglichkeiten wirklich endlos.
Leider, zumindest für die langjährigen Fans, wird es für Stardew Valley womöglich kein weiteres Update geben – eine Haltung, die zuletzt auch das etwas ähnliche Game Terraria eingenommen hat. Allerdings war die neuste 1.5-Erweiterung für Stardew Valley riesig!
Aus der Liste geht wohl schon allein wegen der unglaublichen Vielfalt und den verschiedenen Erfolgsgeschichten hervor, dass es ungemein schwer ist, die Frage „was sind Indie Games“, zu beantworten.
Gleichermaßen ist es wahrlich unmöglich, die besten Indie Games herauszupicken. Jeder Spieler hat schließlich andere Vorlieben.
Manche Spieler wollen stundenlang in den Bann eines Games gezogen werden, während andere ganz nach dem Motto „afk“ auch mal verschnaufen wollen.
Fragt man sich nun „was bedeutet afk“, ist die Antwort ganz einfach. Es bezieht sich auf den Audruck „away from keyboard“, also „nicht an der Tastatur“.
Zweifelsohne gibt es aber immer wieder einige perfekte Beispiele für grandiose Indie Games. Ein paar von ihnen haben wir heute Ehre gebührt.
Und vielleicht haben wir dir sogar geholfen, das beste Indie Game für 2022 auszusuchen!